Osteoporose: Definition und Erkrankungshäufigkeit

Die Definition der Osteoporose beschreibt diese als eine systemische Skeletterkrankung, die durch eine unzureichende Knochenfestigkeit charakterisiert ist. Diese Knochenfestigkeit spiegelt dabei das Zusammenwirken von Knochendichte und Knochenmikroarchitektur wider. Im Rahmen der deutschen der BEST-Studie, der aktuellsten Epidemiologischen Studie zur Folge waren in 2009 etwa 6,3 Millionen Menschen in der Bundesrepublik Deutschland von der Osteoporose betroffen, davon 5,2 Millionen Frauen (1). Demzufolge erkrankt jede 3-4 Frau über 50 Jahre an einer Osteoporose und über die Hälfte von ihnen wird innerhalb von 4 Jahren nach Diagnosestellung die klinische Konsequenz der Osteoporose, nämlich die Fraktur, erleben. Es ist zu erwarten, dass die demographische Bevölkerungsentwicklung in Deutschland in den kommenden Jahren zu einer weiteren, deutlichen Zunahme der Osteoporoseprävalenz führen wird.

 

Untersuchung/Diagnostik

Die Diagnose der Osteoporose wird entsprechend der Leitlinien des Dachverband Osteologie (DVO) anhand der Krankengeschichte, dem klinischem Bild, Laboruntersuchungen und apparativer Diagnostik gestellt (2). Als Goldstandard für die Diagnose der Osteoporose gilt weiterhin die Knochendichtemessung mittels des DXA-Verfahrens (Duale-Röntgen-Absorptiometrie). Nur in Regionen in Deutschland, in denen eine DXA Untersuchung nicht möglich ist, kann auch eine Ultraschalluntersuchung (QUS) oder QCT zur Diagnosestellung herangezogen werden. Bei Verdacht auf eine Fraktur sollte eine Diagnostik durch Röntgenuntersuchung der Brust- und Lendenwirbelsäule veranlasst werden. Hauptziel dieser umfassenden Diagnostik ist die Abschätzung des individuellen Knochenbruchrisikos und die anschließende Therapieempfehlung.
Insgesamt 29 verschiedene Risikofaktoren sind in der aktuellen Version der Leitlinie zur Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei Männern ab dem 60. Lebensjahr und bei postmenopausalen Frauen durch die Fachgesellschaften des Dachverbandes der Osteologen (DVO) aufgelistet. Die verschiedenen Risikofaktoren sind in Tabelle 1, den verschiedenen Facharztgruppen zugeordnet, aufgeführt.

 

Tabelle 1: Risikofaktoren für Osteoporose, den verschiedenen Fachbereichen zugeordnet

Sobald Risikofaktoren in Verbindung mit dem Lebensalter und dem Geschlecht vorliegen, besteht die Indikation für eine weiterführende Diagnostik mittels Knochendichtemessung und Labordiagnostik. In diesem Zusammenhang, sollte darauf hingewiesen werden, dass Risikofaktoren in unterschiedlichen Altersgruppen unterschiedlich schwer ins Gewicht fallen können.

 

Laboruntersuchung

Wichtig für den Ausschluss von Erkrankungen, welche sozusagen „nebenbei“ zu einer Osteoporose führen können (sekundären Osteoporose), ist eine Laboruntersuchung. Die aktuelle S-III-Leitlinie der DVO empfiehlt ein Basislabor (Serumkalzium, Serumphosphat, Serumnatrium fakultativ, Kreatinin, GFR, Alkalische Phosphatase, GGT, Blutbild, BSG/CRP, Serumeiweißelektrophorese, TSH, 25-Vitamin D3, Testosteron bei Männern sowie Knochenstoffwechselmarker im Einzelfall).

 

Knochendichtemessung mittels DXA

Ein Abfall in der Knochendichte stellt einen unabhängigen Risikofaktor für osteoporosebedingte Knochenbrüche dar (Gennat 1993). Damit wird im Normalfall die Knochendichtemessung zur optimalen Einschätzung des Knochenbruchrisikos und zur Einleitung einer Behandlung benötigt.

 

Röntgendiagnostik

Besteht der Verdacht auf eine osteoporosebedingten Knochenbruch, empfiehlt sich eine Röntgenaufnahme der Wirbelsäule (Brust- und Lendenwirbelsäule in 2 Ebenen). Bei akuten Frakturen sowie während einer Schwangerschaft kann in Einzelfällen eine MRT Aufnahme frühzeitig zu einer Diagnosesicherung beitragen.

 

Behandlung

Generell besteht eine Notwendigkeit für eine medikamentöse Behandlung im Fall einer manifesten Osteoporose, d.h. wenn Osteoporose bedingte bereits Knochenbrüche der Wirbelsäule sowie des Oberschenkelhals vorliegen. Hierbei ist eine radiologische Bestätigung unabdingbar. Außerdem liegt eine Behandlungsgrund vor, wenn eine orale Glukokortikoidtherapie (Kortison) mit mehr als 7,5 mg täglich über 3 Monate geplant ist und die Knochendichte bereits < -1,5 SD beträgt oder bereits Knochenbrüche vorliegen. Des Weiteren wird die Therapieindikation früher gestellt, wenn zusätzliche Risikofaktoren vorliegen, weil das Knochenbruchrisiko hierdurch deutlich erhöht ist (Tabelle 2).

Einleitung einer Behandlung

Als Basistherapie der Osteoporose sowie zur Prävention empfiehlt die Leitlinie eine adäquate Kalzium- und Vitamin-D Versorgung. Diese liegt bei einer täglichen Aufnahme von ca. 1000 mg Kalzium täglich und einer Vitamin-D-Aufnahme von 1000 bis 2000 IE Vitamin D pro Tag. Die Kalziumaufnahme kann auch in alimentärer Form erfolgen, z.B. mit kalziumreichem Mineralwasser und Milchprodukte.

 

Tabelle 2: Die Therapieschwelle beeinflussende Frakturrisikofaktoren (+0,5). (modifiziert nach DVO Leitlinien 2014; 2).

Das Ziel der spezifischen Behandlung ist die Senkung des Knochenbruchrisikos. Weitere Parameter wie die Knochendichte oder die Knochenstoffwechselmarker gelten als Ersatz (Surrogat)-Parameter.

 

Zur Behandlung der Osteoporose stehen uns in Deutschland derzeit folgende Knochenabbauhemmende Medikamente zur Verfügung: eine Östogenbehandlung (+ Gelbkörperhormon bei vorhandener Gebärmutter), Bisphosphonate wie z.B. Aledronat, Ibadronat, Risedronat, Zoledronat, selektive Östrogen-Rezeptor Modulatoren (SERMSs) wie z.B. Raloxifen und Bazedoxifen, ein humaner monoklonarer Antikörper gegen RANKL namens Denosumab. Zusätzlich ist eine Behandlung mit einem den Knochen wiederaufbauenden Medikament, dem Parathormon zur Verfügung. Die verschiedenen Therapiemöglichkeiten sind in Tabelle 3 aufgeführt. Weitere Informationen zu den spezifischen Osteoporse Therapeutika unter: https://www.dv-osteologie.org/dvo_leitlinien/osteoporose-leitlinie-2014.

 

Tabelle 3: Aktuelle Behandlungsmöglichkeiten der Osteoporose bei Frauen nach den Wechseljahren (mod. nach 2)

A: Evidenzgrad A, „Soll“-Empfehlung

B: Evidenzgrad B, „Sollte“-Empfehlung

-: keine Daten

 

Prinzipiell ist aufgrund der chronischen Natur der Erkrankung der Osteoporose von einer Langzeittherapie auszugehen. Nach einer Fraktur sollte die Therapiedauer mindestens 3-4 Jahre betragen. Hierbei sind klinische Verlaufskontrollen essentiell, weil die Therapietreue ein großes Problem darstellt. Aktuellen Studien zur Folge setzt jede zweite Patientin ein das Medikament innerhalb von 1-2 Jahren ab.

Zuletzt aktualisiert am 15.11.2019


Prof. Dr. med. P. Hadji

Frankfurter Hormon- und Osteoporosezentrum
Goethestraße 23
60313 Frankfurt am Main

Philipps-Universität Marburg


Literatur

  1. Hadji P, Klein S, Gothe H, Haussler B, Kless T, Schmidt T, et al. The epidemiology of osteoporosis–Bone Evaluation Study (BEST): an analysis of routine health insurance data. Deutsches Arzteblatt international. 2013;110(4):52-7.
  2. https://www.dv-osteologie.org/dvo_leitlinien/osteoporose-leitlinie-2014
  3. NICE Guidelines Menopause: diagnosis and management Nov. 2015; https://www.nice.org.uk/guidance/ng23: Bagger 2004, Banks 2004, Barrett-Connor 2003, Engel 2011, Heiss 2008, Høidrup 1999, Honkanen 2000, Hundrup 2004, Huopio 2000, LaCroix 2011, Lafferty 1994, Manson 2013, Maxim 1995, Melton III 1993, Middleton 2007, Paganini-Hill 1991, Paganini-Hill 2005, Prentice 2009, Randell 2002, Tuppurainen 1995, Yates 2004
  4. NICE Guidelines Menopause: diagnosis and management Nov. 2015; https://www.nice.org.uk/guidance/ng23: Aitken 1973, Bjarnason 2000, Cauley 2003, Cherry 2001, Delmas 2000, Genant 1997, Hosking 1998, Jackson 2006, Komulainen 1998, Liu 2005, Lees 2001, Lufkin 1992, Manson 2013, Mosekilde 2000, PEPI 1996, Ravn 1999, Reid 2004, Veerus 2006, Vickers 2007, Weiss 1999, Wimalawansa 1998
  5. Rossouw JE, Anderson GL, Prentice RL, LaCroix AZ, Kooperberg C, Stefanick ML, et al. Risks and benefits of estrogen plus progestin in healthy postmenopausal women: principal results From the Women’s Health Initiative randomized controlled trial. JAMA : the journal of the American Medical Association. 2002;288(3):321-33
  6. Women’s Health Initiative Steering Committee. (2004) Effects of conjugated equine estrogen in postmenopausal women with hysterectomy. J Am Med Assoc 291, 1701-1712
  7. Wells G, Tugwell P, Shea B, Guyatt G, Peterson J, Zytaruk N, et al. Meta-analyses of therapies for postmenopausal osteoporosis. V. Meta-analysis of the efficacy of hormone replacement therapy in treating and preventing osteoporosis in postmenopausal women. Endocr Rev. 2002;23(4):529-39.
  8. de Villiers TJ, Pines A, Panay N, Gambacciani M, Archer DF, Baber RJ, et al. Updated 2013 International Menopause Society recommendations on menopausal hormone therapy and preventive strategies for midlife health. Climacteric : the journal of the International Menopause Society. 2013;16(3):316-37.
  9. Panay N, Hamoda H, Arya R, Savvas M, British Menopause S, Women’s Health C. The 2013 British Menopause Society & Women’s Health Concern recommendations on hormone replacement therapy. Menopause international. 2013;19(2):59-68.